Fair Fashion – Was ist das eigentlich?

von Kim Ritter

Schauen wir uns die Etiketten unserer Kleidung einmal genauer an, finden wir häufig Angaben wie „Made in China“, „Made in Bangladesh“ oder „Made in Vietnam“. Dass dort meist nicht unter den besten Bedingungen produziert wird, ist bekannt. Trotzdem kaufen wir gerne Kleidung bei Modegiganten wie Zara, H&M und Co. und achten einfach nicht auf die Etiketten. Ganz nach dem Motto: aus dem Auge, aus dem Sinn. An erster Stelle steht, dem neuen Trend nachzueifern oder einfach nur möglichst viel Kleidung für wenig Geld zu ergattern.

Leidtragende sind in diesem Fall immer die Umwelt sowie die Menschen, die für geringe Löhne und unter schlechten Bedingungen in dieser Produktions- und Lieferkette arbeiten. Doch das scheint alles immer sehr weit weg. Anhand einer Reihe von Zahlen und Fakten wird das Ganze jedoch schon realer:

INFOKASTEN:

  • Von 2000 bis 2015 hat sich die Anzahl der globalen Kleiderkäufe verdoppelt, von etwa 50 Milliarden Kleidungsstücken auf mehr als 100 Milliarden.
  • Jede*r Deutsche kauft durchschnittlich etwa 60 Kleidungsstücke pro Jahr und trägt diese nur halb so lang wie vor 15 Jahren.
  • 79 Milliarden Kubikmeter Wasser wurden 2015 weltweit in der Modeindustrie verbraucht.
  • Die Treibhausgas-Emissionen der weltweiten Textilproduktion entsprechen jährlich mindestens 200 – 1.715 Millionen Tonnen CO2. Das ist mehr als der internationale Flug- und Schiffsverkehr zusammen.
  • 98 Millionen Tonnen Erdöl haben wir 2015 nur für die Modeindustrie verbraucht, größtenteils zur Herstellung von Kunstfasern.
  • 43 Millionen Tonnen Chemikalien werden pro Jahr für die Textilproduktion eingesetzt.

Hier könnt ihr diese Infos nochmal nachlesen.

Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern, entwickelten immer mehr Firmen sogenannte Fair Fashion, auch Slow Fashion genannt. Doch wann genau spricht man eigentlich von Fair Fashion und welche Bedingungen werden hierbei berücksichtigt?

MATERIALIEN

Anders als die Fast Fashion-Industrie, setzt Fair Fashion auf nachhaltige Materialien. Dazu zählen Materialien, die von Natur aus ökologisch sind, wie zum Beispiel Bio-Baumwolle, Hanf oder auch halbsynthetische Kunstfasern wie Lyocell und Viskose.

Aber auch recycelte Materialien kommen immer häufiger zum Einsatz. Beispielsweise kann man aus recycelten PET-Flaschen Textilfasern herstellen, da diese aus reinem Polyester bestehen. Auch Upcycling ist eine nachhaltige Alternative, da hierbei Abfälle oder auch getragene Kleidung wiederverwendet werden kann.

ARBEITSBEDINGUNGEN

Bei der Produktion von Fair Fashion soll nicht nur die Umwelt geschont werden, sondern auch die Menschen in der Produktions- und Lieferkette (Rohstofflieferant*innen, Näher*innen, etc.) sollen unter guten Bedingungen arbeiten können und faire Löhne erhalten. Außerdem wird die Einhaltung der Menschenrechte (wie zum Beispiel keine Kinderarbeit o.Ä.) streng kontrolliert. Wie es den Arbeiter*innen in Bangladeschs Textilfabriken während der Corona-Pandemie ergangen ist, könnt ihr im Artikel von Lutz erfahren.

UMWELTSCHONEND

Viele Fair Fashion-Produzenten versuchen die Auswirkungen auf die Umwelt möglichst gering zu halten. Ressourcen sollen geschont und Schadstoffe/Chemikalien reduziert werden, das möglichst CO2-sparend.

Fazit:

Es gibt mittlerweile einige gute Alternativen zu der umwelt- und menschenverachtenden Fast Fashion-Industrie. Dennoch gibt es keine klaren Richtlinien, ab wann etwas als „fair“ bezeichnet werden kann. Deshalb sollte man vor einem Kauf immer auf entsprechende Siegel achten – beispielsweise das der Fair Wear Foundation oder GOTS. Wenn ihr mehr über Textilsiegel erfahren wollt, könnt ihr euch auch Celines Artikel anschauen, sie nimmt euch mit in den “Textilsiegel-Dschungel”. Außerdem lohnt es sich meist, einfach schon angebliche „Schnäppchen“ kritisch zu hinterfragen. Kostet ein T-Shirt nur 3€, ist eine Produktion unter fairen Bedingungen für die Menschen in der Produktions- und Lieferkette und unter Achtung der Umwelt nur schwer umsetzbar.

Quellen: