Kuriose Materialien fairer Mode: Apfelleder – kann man das essen?

Von Madleen Haberstroh

Polyester, Baumwolle und Leinen – das sind die gängigsten Materialien unserer Kleidung. Doch nach so vielen Jahren der Technik und der Forschung in der Textilindustrie kann das doch nicht alles gewesen sein, oder? Auf der Suche nach nachhaltigen und veganen Materialien im Kuriositätenkabinett Internet stieß ich auf etwas namens Apfelleder. Der erste Gedanke, der einem bei diesem Begriff durch den Kopf schießt, ist wohl: Ist das essbar? Nein, für den Verzehr ist es nicht geeignet. Aber kann man wirklich aus einem Apfel beispielsweise eine Ledertasche kreieren? Ich will heute mal aus dem Nähkästchen plaudern und das Geheimnis rund um das Apfelleder lüften.

Nach einigen Stunden intensiver Internetrecherche wird das Mysterium immer klarer: Nicht das Fruchtfleisch spielt dabei eine Rolle, sondern das, was vom Apfel übrigbleibt. Bei der Apfelverarbeitung wird zunächst einmal entschieden, welche Äpfel sich für den Verkauf eignen und welche aussortiert werden müssen. Aus den „nicht perfekten Äpfeln“ werden dann Apfelmus, Püree und Saft hergestellt. Übrig bleiben also nur Stängel, Fasern und die Schale. Diese Überreste werden auch als Trester bezeichnet. Normalerweise würden Hersteller*innen diesen als Abfall betrachten, welcher sich höchstens noch für den Kompost eignet. Aber genau an dieser Stelle der Produktion beginnt etwas Neues: Die Restbestandteile werden getrocknet und zu feinem Pulver verarbeitet. Danach wird dieses Pulver mit einem Lösungsmittel und einem biologisch abbaubaren Kunststoffersatz ganze vier Stunden lang vermischt. Das Gemisch besteht nun aus 50% Apfel und 50% Bindemittel, ist also zu 100% aus abbaubaren und nachhaltigen Materialien zusammengesetzt. Im Anschluss wird dieses Gemisch auf einen Baumwollstoff aufgetragen und das Lösungsmittel herausgewaschen. Dieser Schritt ist essenziell, da die Chemikalie sich ansonsten beim Trocknen erhärten würde. Das Leder wäre dann spröde und nicht elastisch genug. Nach dem Waschgang gelangt alles in einen Ofen bei hohen Temperaturen, um das Leder widerstandsfähig und wetterbeständig zu machen. Es ist wasserabweisend und kann sogar durch verschiedene Prägungen in der Verarbeitung Muster erhalten. Fertig ist das Apfelleder.

Ein Meter davon kostet unverarbeitet etwa fünf Euro. Auch optisch kommt es dem Echtleder sehr nahe und spart bei der Herstellung Ressourcen ein. Die Widerstandsfähigkeit verleiht diesem Material Langlebigkeit, wodurch sich das vegane Produkt mit Slow Fashion vereint. Das Ledermaterial kann dann in einem weiteren Schritt zu moderner Kleidung designt und geschneidert werden. Nach meinem Empfinden ist Apfelleder eine nachhaltige und vegane Alternative zum Echtleder, welche überdies Tierliebhaber*innen und -schützer*innen glücklich macht. Das Endprodukt kann sich sehen lassen und wird vor allem in einer Gesellschaft, die Umweltfreundlichkeit mehr und mehr verinnerlicht, sehr stark zum Trend.
Besonders die Website Nuuwai kann ich an dieser Stelle weiterempfehlen. Hier findet ihr Apfelledertaschen, deren Innenfutter aus recycelten Plastikflaschen und Fischernetzen bestehen – die beigefügten Bilder stammen von dieser Website; die Ware ist dort erhältlich. Zum Schluss überrascht uns das Apfelleder mit einem weiteren Pluspunkt: seiner Pflegeleichtigkeit. Ein einfaches feuchtes Tuch zum Reinigen genügt, denn der Apfel ist eine echte Powerfrucht.

Produktbilder von Nuuwai.com mit freundlicher Genehmigung.

Apfellederrucksäcke von Nuuwai

Apfelledertasche von Nuuwai

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