Fair Fashion-Klischees – Richtig oder falsch?

Nicki Swanson

Als ich von dem Thema Fair Fashion gehört habe, war ich zunächst sehr skeptisch und ich kam an den Klischees nicht vorbei. Es gibt nun mal keine Fairtrade-Mode, die billig und überall erhältlich ist. Die Menschen, die damit herumlaufen, haben doch keinen Stil und tragen nur Leinenklamotten. Außerdem kann man bei Fair Fashion ja weder die neuesten Trends verfolgen, noch irgendwie gestylt aussehen, oder? Deswegen wollte ich recherchieren, ob diese Klischees nun der Wahrheit entsprechen oder nicht.

Zuallererst sollte man sich als Konsument*in darüber klar werden, was es eigentlich bedeutet, ein Kleidungsstück sehr billig zu kaufen. Es ist zunächst darüber nachzudenken, wie große Billigmarken ihre Preise so klein halten können. Dies geschieht, indem sie die Produktion in Niedriglohnländer auslagern, billige Materialien für die Klamotten wählen und die Art, wie sie Klamotten produzieren, umweltschädlich ist.

Kommen wir also zum ersten Fair Fashion-Klischee: Gibt es bezahlbare nachhaltige Mode? Für meinen letzten Blogartikel, „Finde ich Fair Fashion in meinem Stil? Online vs. Tübingen“, habe ich auch nach Fair Fashion gesucht. So habe ich schon etwas Vorerfahrung mit dem Thema. Bei der Frage, ob es billige Fair Fashion-Labels gibt, muss man immer abwägen. Wie in fast jeder Branche gilt: Je mehr man auszugeben bereit ist, desto mehr kann man auch finden. Bei Fair Fashion ist es allerdings etwas anders, da es bei der nachhaltigen Modeindustrie darum geht, faire Preise für faire Arbeit zu bezahlen. Man zahlt somit wortwörtlich für das, was man bekommt. Man kann also nicht erwarten, ein T-Shirt für fünf Euro zu erhalten, da es eigentlich viel mehr kostet, es zu produzieren. Wenn man mit Fair Fashion anfangen will, sollte man also dazu bereit sein, mindestens 20 bis 40 Euro für ein T-Shirt zu bezahlen.

Das nächste Klischee ist, dass Fair Fashion nur schwer erwerbbar ist. Diesem Klischee muss ich leider Recht geben. Das hat damit zu tun, dass die Branche noch nicht so weit entwickelt ist: Es haben sich erst zu wenige Labels in das Thema eingearbeitet. Für diese ist es einfacher, Menschen und die Umwelt auszubeuten, um Profit zu machen. Außerdem ist es viel einfacher, Fast Fashion zu bekommen, da in jeder Einkaufsstraße ein Zara oder H&M steht. Im Gegensatz dazu gibt es nicht annähernd so viele Auswahlmöglichkeiten für faire und ökologische Mode. Außerdem findet man online eine größere Auswahl. Dafür muss man dann aber die Verpackung und den Versand in Kauf nehmen. Hoffentlich wird sich das in naher Zukunft ändern.

Ein weiteres Klischee lautet, dass Modetrends schwieriger zu verfolgen sind, wenn man nur noch Fair Fashion tragen will. Worauf Fast Fashion basiert, ist, Trends auf den Laufstegen möglichst billig und schnell nachzumachen. Die Idee von nachhaltiger Mode ist, ein Kleidungsstück über mehrere Saisons zu tragen, obwohl Trends meistens nach weniger als einem Jahr wieder vorbei sind. Wenn man sich also durch Mode ausdrücken will, ist es schwierig, nur mit Fair Fashion zu arbeiten. Es kommen allerdings immer wieder Trends dazu, die über mehrere Jahre anhalten – das sind dann jedoch Ausnahmen.

Das letzte Klischee, das ich ansprechen will, ist, dass man mit fairer Mode nicht gestylt aussehen kann. Bei diesem Fair Fashion-Klischee denkt man nämlich daran, dass Leute nur mit formloser Gummibundhose und Baumwollkleidung herumlaufen. Dieses Klischee ist vielleicht das, welches am wenigsten der Wahrheit entspricht – allerdings nur, wenn man auch weiß, wo man einkaufen soll. Weitere Informationen findet ihr in meinem letzten Blogartikel – darin geht es um genau dieses Fair Fashion-Klischee.

Zusammenfassend würde ich sagen, dass die Klischees meistens schon einen wahren Kern haben. Es kommt darauf an, wie viel Zeit, Aufwand und Geld man hineinstecken will. Wenn man total motiviert ist, wird es schon möglich sein, den ganzen Klischees aus dem Weg zu gehen. Also kann man das vielleicht als Challenge ansehen, sich mehr in das Thema einzulesen und coole Mode zu finden. Hoffentlich wird sich das in naher Zukunft ändern, wenn die Leute merken, was wirklich hinter diesen Klischees steckt.

Quellen

http://www.digital-development-debates.org/issue-09-prejudice–business–interview-fair-fashion-on-the-catwalk.html