Nicki Swanson
Wenn man in das Thema Fair Fashion einsteigt, kann dies zunächst schwierig sein, denn man weiß oft nicht, wo man anfangen soll. Genau dazu habe ich mir Gedanken gemacht und bin auf zwei Seiten des Fair-Fashion-Betriebs gestoßen: online und lokal. Ich habe zuerst online nachgeschaut, was es für Unternehmen gibt, die Fair Fashion produzieren und nur online verkaufen. Diese Ergebnisse wollte ich dann vergleichen mit „echten“ Läden in Tübingen. In diesem Blogartikel möchte ich meine Ergebnisse präsentieren und vergleichen.
Wenn man nach Fair Fashion Ausschau hält, muss man zunächst für sich selbst entscheiden, was das für einen bedeutet. Ob nachhaltige Baumwolle, andere nachhaltige Stoffe, faire Arbeitsbedingungen, lokale Produktion oder Second Hand… Das kann alles in das Thema „faire Klamotten“ hineinspielen. Nicht alle Hersteller und Ladenbesitzer achten immer auf jeden dieser Punkte, sondern wenn, dann nur auf ein paar. Zum Beispiel in einem Secondhandladen sind die Klamotten ja nicht fair, sondern das bedeutet einfach nur, dass es davor einem anderen Konsumenten gehört hat. Deswegen ist es schwer, auf alle Punkte gleichzeitig zu achten.
Um herauszufinden, welche Läden in Tübingen nachhaltige Mode verkaufen, gibt es auf der Tübinger Website eine Auflistung. Ein paar dieser aufgelisteten Läden habe ich dann aufgesucht, einschließlich style afFAIRe, Risiko, Second Hand Mode Galerie Boutique, Kathrin Schuster Boutique und Contigo.
Im style afFAIRe hatte ich am meisten Glück, denn da habe ich auch tatsächlich etwas an-probiert. In diesem netten Laden in der Hafengasse 11 gibt es unter anderem sehr schöne Accessoires, zum Beispiel Sonnenbrillen und zierliche Kettchen. Dort gibt es auch gute Basics, wie zum Beispiel coole oversized T-Shirts oder auch enge Crop Tops. Die T-Shirts kosten rund 40 Euro. Außerdem verkaufen sie auch bequeme, lockere Hosen. Im ersten Stock verkaufen sie auch Männerklamotten, die auch cool aussahen. Das war jedenfalls mein erster Eindruck. Als ich die T-Shirts dann anprobiert habe, haben sie mir aufgrund des Schnitts weniger gefallen. Dass sie dazu um die 40 Euro gekostet haben, war der Grund, dass ich sie mir nicht gekauft habe. Ich würde allerdings nochmal im Laden stöbern, da es ein schönes Erlebnis war. Vielleicht achte ich nächstes Mal auch mehr auf die Sonnenbrillen.
Als ich auf der Liste den Laden Risiko gelesen habe, war ich zunächst verblüfft, da ich den Laden mit „ganz normalen“ Klamotten in Erinnerung hatte, nicht mit Fair Fashion. Dabei hatte ich Recht behalten: Als ich den Ladenbesitzer nach Fair Fashion gefragt habe, konnte er mir nicht wirklich weiterhelfen. Sie haben lediglich eine Linie von Nudie – eine Unisex-Jeans. Das Besondere an Nudie ist, dass es nicht nur ein ökologisches und faires Label ist, sondern auch alle Hosen in unisex anbietet. Außerdem hat der Risiko ein paar Cremes von einer nachhaltigen Marke. Also hatte ich bei diesem Laden nicht viel Glück was Klamotten angeht. Allerdings hatte ich mit dem Ladenbesitzer ein interessantes Gespräch über Fair Fashion. Er hat bestätigt, dass es relativ schwer ist, modische Klamotten auf Fair-Fashion-Niveau zu produzieren. Außerdem kann man nie vorhersagen, wie lange ein Trend auf dem Markt sein wird.
Die Second Hand Mode Galerie Boutique hatte ein paar nette Kleider, jedoch konnte ich dort ebenfalls nichts in meinem Stil finden. Bei Contigo gibt es zwar Fairtrade-Schals und andere Heimtextilien, jedoch keine richtigen Klamotten.
Bei der Kathrin Schuster Boutique hätte ich etwas gefunden, wäre ich etwa 15 Jahre älter gewesen. Ich kann mir gut vorstellen, dort später shoppen zu gehen. Mit meinen 20 Jahren habe ich jedoch nicht das Gefühl, als würde ich mich in dieser Kleidung wohlfühlen. Zudem meinte die Ladenbesitzerin, dass sie zwar beim Kauf der Klamotten für ihren Laden darauf achtet, dass sie lokal produziert wurden, jedoch nicht darauf, dass unbedingt das Fairtrade-Symbol darauf steht.
Kommen wir nun zu den online Fair-Fashion-Seiten, die ich gefunden habe, und bei denen ich etwas mehr Glück hatte. Beim Onlinekauf muss man wohl auch darauf achten, ob es noch Fairtrade für einen ist, wenn man es aus den USA bestellt und es dann zu uns liefern lässt. Ich habe recherchiert auf den Seiten Armed Angels, Somskat und Everlane.
Armed Angels kommt aus Deutschland, wobei sie in der Türkei und in Portugal produzieren. Dabei achten sie darauf, dass unter fairen Bedingungen gearbeitet wird. Auf der Seite gibt es, wie bei den meisten Fair-Fashion-Labels, hauptsächlich einfarbige Teile und nichts besonders Auffälliges. Trotzdem konnte ich ein paar Teile finden, die ich auch gerne tragen würde. Zum Beispiel würde ich die KAROLINAA Culottes nehmen und das KAJAA T-Shirt.
Bei Somskat, deren Gründer aus Stuttgart kommen, war ich zunächst erstaunt, denn sie haben insgesamt nur vier Teile im Angebot. Trotzdem würde ich mir jedes dieser Teile kaufen, denn es sind die absoluten Grundlagen, die man immer im Schrank haben sollte. Außerdem sind sie cool ausgeführt und nicht so langweilig. Man muss dazu auch sagen, dass die Teile etwas teurer ausfallen. Das T-Shirt, das sie verkaufen, kostet beispielsweise 60 Euro. Ich würde auf jeden Fall empfehlen, mal die Seite zu durchstöbern, denn ihr Konzept ist beeindruckend und die Website ist sehr benutzerfreundlich.
Die letzte Seite, die ich mir angeschaut habe, war Everlane. Da sie in den USA gegründet wurden, ist das für manche vielleicht nicht die nachhaltigste Wahl. Trotzdem ist diese Marke schon sehr weit gekommen was nachhaltige Mode angeht. So konnte ich auf dieser Seite am meisten Produkte finden, die ich tragen würde. Das rectton cropped pocket tee, den easy blazer, die 90s cheeky straight jean und die perform bike short sind alles Produkte, die ich mir kaufen würde. Bei dieser Seite war das Preis-Leistungs-Verhältnis auch am besten. Hier kostet ein T-Shirt um die 20 Euro und die anderen Produkte sind dementsprechend auch etwas billiger.
Zusammenfassend finde ich, dass man bei Fair Fashion mehr Glück hat, wenn man im Internet danach sucht, als in der Stadt. Man hat ganz einfach mehr Auswahl und kann auch von verschiedenen Standorten bestellen. Die Versandkosten laufen auch meist nicht auf mehr als 5 Euro hinaus. Dennoch hat es mir Spaß gemacht, zu schauen, was es so im Angebot in Tübingen gibt, und ich werde mich auch weiterhin auf die Suche nach Fair Fashion machen.