Mach(t)Tag – 25./26. September 2020

Vielfalt und Kreativität sind Stärken der weltweiten Bewegungen für Menschenrechte und Emanzipation, für soziale und Klimagerechtigkeit – gegen Neoliberalismus und postkoloniale Abhängigkeitsverhältnisse. Entscheidend wird sein, ob die verschiedenen Akteur*innen und Organisationen es schaffen, eine gemeinsame inhaltliche Klammer zu finden bzw. die inhaltliche Verbindung zwischen den verschiedenen Kämpfen herzustellen, als Bausteine einer „Theorie des Wandels“ – und ob sie bereit sind, sich regelmäßig auszutauschen und gesellschaftliche Bruchlinien zu identifizieren, an denen sie gemeinsam aktiv werden. Etwa in Form einer machtvollen Kampagne für ein deutsches Lieferkettengesetz (samt der Forderung nach fairer öffentlicher Beschaffung), dessen Weiterung auf europäischer Ebene sowie für einen rechtlich bindenden, idealerweise strafbewehrten „UN-Treaty on Business and Human Rights“ – ein weltweit geltendes Regelwerk, das die globalen Liefer- und Produktionsketten unter Menschenrechtsjurisdiktion stellt. Die Parole wäre dann: Menschenrecht bricht Handelsrecht!

P R O G R A M M

Wir laden euch ein, gemeinsam Utopien zu entwickeln: Eine andere Welt ist möglich! Der Mach(t)Tag ist ein zweitägiges Treffen für Organisationen, Initiativen und Engagierte in der Stadt zum Austauschen, Informieren und Zusammenarbeiten. Bei Interesse schreibt bitte an: fairstrickt@werkstadthaus.de

“Ich bin nicht der Meinung, dass wir in einer Position der Schwäche sind. Die letzte Berufungsinstanz, die wir haben und um die sich alle relevanten Auseinandersetzungen der letzten Jahre drehen, sind die Menschenrechte. Ich glaube, dass das in Wirklichkeit ein Vorteil ist, den wir noch gar nicht richtig begriffen haben. Menschenrechte sind nicht vereinzelte Schutzrechte, die besonders gequälten Lebewesen gnädigerweise eingeräumt worden sind. Menschenrechte zu Ende gedacht schließen die Systemalternative ein.”

Nichts anderes steht in Artikel 28 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948: “Jeder Mensch hat Anspruch auf eine soziale und internationale Ordnung, in der die in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten voll verwirklicht werden können.”

Thomas Seibert von “medico international” während der FAIRstrickt-Podiumsdiskussion zum Thema Mode und Menschenrechte im Weltethos-Institut am 2. Mai 2019

Freitag, 25. September – 20 Uhr

Miriam Saage-Maaß (ECCHR) über die strategische Bedeutung eines Lieferkettengesetzes 

250 Menschen starben 2012 in Pakistan bei einem Brand bei einem Zulieferer des Textildiscounters KiK. 2018 stand KIK deswegen vor Gericht. Das Dortmunder Landgericht wies die Klage von vier Pakistaner*innen ab. Die geltend gemachten Ansprüche von 30.000 Euro pro betroffener Person seien nach pakistanischem Recht verjährt. Wie muss das Gesetz aussehen, um wirksam zu werden? Was muss/sollte danach kommen?

Frau Dr. Miriam Saage-Maaß ist Rechtsanwältin und stellvertretende Legal Director des ECCHR, wo sie das Programm Wirtschaft und Menschenrechte leitet.

Samstag, 26. September – 11 Uhr

Elena Muguruza  über die Endlichkeit unserer Ressourcen und die Alternativen sowie über die Auswirkungen von Corona im Globalen Süden.

Unsere weltweiten Ressourcen sind endlich. Mehr Elektroautos & Solarzellen ändern daran nichts, sondern verlagern das Problem: Wir verbrauchen mehr, als wir haben. Extraktivismus ist eine Wirtschaftsform, die davon lebt, endliche Ressourcen auszubeuten – sprichwörtlich eine Wirtschaftsform, „die Löcher im Boden hinterlässt“, zum Beispiel beim Kupferbergbau in Peru, Lithium in Bolivien, Coltan & Kobalt im Kongo, … 

Elena Muguruza ist seit 2011 FairHandelsBeraterin und Eine Welt-Fachpromotorin für Fairen Handel. In Peru geboren, Studium der Rechtswissenschaften, seit 1993 in Deutschland, zwischen 2006 und 2011 Koordinatorin der Kampagne „Bergwerk Peru – Reichtum geht, Armut bleibt“ zum Thema Bergbauproblematik in Peru im Auftrag der Informationsstelle Peru, Trainerin für die Landesanalyse Peru in der Akademie für Internationale Zusammenarbeit der GIZ in Bonn.

GEDANKEN ZUM MACH(T)TAG

Eine Intervention zur Durchsetzung sozialer Menschenrechte nach der Coronakrise – Wann, wenn nicht jetzt. Der Clip zeigt Bilder einer Kunstaktion im öffentlichen Raum Anfang Juni 2020 in Tübingen. Eine Aktion der Tübinger Regionalgruppe von medico international.