Bericht über den MachtTag

Hier könnt ihr anhand kurzer Zusammenfassungen zu jedem Programmpunkt erfahren, was auf dem MachtTag passierte:

Warum ein MachtTag?

Es gibt viele Menschen und Initiativen, die sich für Menschenrechte und Umweltschutz hier vor Ort und weltweit einsetzen. Das hat auch die zahlreiche und vielfältige Beteiligung an der Aktionswoche “FAIRstrickt: WER BEZAHLT DEN PREIS DER MODE?” im letzten Jahr gezeigt. Auch an der Universität, im Uniklinikum und in der Stadtverwaltung gibt es Bemühungen schrittweise diese Themen in das Management und die Agenda zu integrieren.

Mit dem MachtTag wollten wir die Möglichkeit schaffen, dass Initiativen, Organisationen, Gruppen, Verbände und Fachleute an zwei Tagen zusammenkommen und zu den Themen Menschenrechte, Nachhaltigkeit, Ökonomie und Zukunft informieren und diskutieren. Und gemeinsam nach Handlungsmöglichkeiten suchen. Wir wollten auch wissen, wie es den Vereinen jetzt in Zeiten von Corona geht?

Ausgangspunkt für den MachtTag ist Artikel 28 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948:

Jeder Mensch hat Anspruch auf eine soziale und internationale Ordnung, in der die in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten voll verwirklicht werden können.

Teilnehmer*innen

Ein MachtTag in Zeiten von Corona ist natürlich eine Herausforderung. Aus einer groß und für alle offenen geplanten Veranstaltung wurde eine exklusive. Es war erfreulich, dass Initiativen, die auch bei der Aktionswoche “FAIRstrickt: WER BEZAHLT DEN PREIS DER MODE?” dabei waren, gekommen sind und auch einige neue. Von einigen Teilnehmer* gibt es ein Kurzportrait, das man IN KÜRZE weiter unten sehen kann.

VREEDOM. eine dreidimensionale Befreiung

Das ITZ, Institut für Theatrale Zukunftsforschung, kam mit einem besonderen Fahrrad vor die Schulaula angefahren. Das Fahrrad hat drei Sitze, die im Kreis angeordnet sind. Man nimmt Platz auf einem dieser, setzt sich die VR-Brille und Kopfhörer auf und ist abgeschnitten von der äußeren Welt. Plötzlich spricht eine ruhige, aber eindringliche Stimme zu einem und zieht einen in ihre Erinnerungen hinein. Man ist nicht alleine, da sind noch zwei weitere Menschen, die man weder sieht, noch spürt, mit denen man aber gemeinsam in dieser Welt unterwegs ist. Eine Welt, in der soziales Wissen verboten ist… Diese Erfahrung erlebt man für sich alleine, umso spannender ist es, sich im Nachhinein mit den anderen über ihre Erfahrungen auszutauschen. Vreedom ist eine Virtual Reality Installation zum kritischen Verhältnis zwischen Machtausübung, Datenschutz und Digitalität.

Hier gibt es mehr Infos zu VREEDOM.

Vorstellungsrunde: Erwartungen und Utopien

Seid Idealisten bis ins Greisenalter. Idealisten, die eine Idee verkörpern. Dann habt ihr gelebt.“    Paula Modersohn-Becker

Wir wollten wissen, was jede*r vom MachtTag erwartet und welche Utopien die Teilnehmer*innen antreiben.

Austausch, Verstetigung der Vernetzung und die Bündelung von Aktivitäten waren für fast alle ein wichtiges Anliegen. Inhaltlich wurde gewünscht, das Lieferkettengesetz zu verstehen und zu unterstützen, globale Themen auf Tübingen herunterzubrechen und ein neues Narrativ zu Wachstum zu entwickeln.

Folgendes zeigt einen Ausschnitt der UTOPIEN zu Menschenrechten und Umwelt:

Eine enkelgerechte Welt. Von seiner Arbeit leben. Lokale und regionale Produktion aufrechterhalten. Keine Ernährung, die auf Kosten anderer geht.

Menschenrechte sollen weltweit geachtet werden. Menschenrechte müssen mit Landwirtschaft zusammengedacht werden. Kommunikation auf Augenhöhe. Ist ein Unternehmen ohne Wachstum und Gewinne denkbar – und ließe sich ein solches Wirtschaften in Tübingen realisieren?

Lokal schauen, was wir tun können. Aber dabei nicht vergessen, dass sich in der Politik und weltweit etwas ändern muss.

Vortrag von Miriam Saage-Maaß vom ECCHR über die strategische Bedeutung des Lieferkettengesetzes

Frau Dr. Miriam Saage-Maaß ist Rechtsanwältin und stellvertretende Legal Director des ECCHR, European Center for Constitutional and Human Rights, wo sie das Programm Wirtschaft und Menschenrechte leitet.

80% unserer Wertschöpfung geschieht über Zulieferbeziehungen. „Ein wichtiger Grundpfeiler unseres Wirtschaftssystems ist die Profitmaximierung durch die Externalisierung von Kosten.“, erklärte Miriam Saage-Maaß. Die Einhaltung von Arbeits- oder Umweltrechten in den Lieferketten wird somit zu einem Kostenfaktor.

Welche Rolle spielt das Recht in den globalen Wirtschaftsstrukturen? Die marxistische Kritik bürgerlichen Rechts ging stets davon aus: „Recht stabilisiert die bestehenden Verhältnisse im Interesse der [wirtschaftlich] Mächtigen.[1]Wir wollen das umdrehen: Wie kann man mit Recht gegen Macht vorgehen, gegenhegemoniale Strategien entwickeln, Ansprüche stellen?“, sagte Miriam Saage-Maaß. Sie berichtete vom Kik-Prozess, der vom ECCHR geführt und von medico international unterstützt wurde. Er war der erste Prozess dieser Art in Deutschland. Denn die Opfer und Hinterbliebenen des Fabrikbrandes des pakistanischen Zulieferers Ali Enterprises klagten gegen Kik, ein deutsches Unternehmen, vor einem deutschen Gericht.

Bei dem Brand starben 258 Menschen. Die Zahl der Opfer war so hoch, da die Brandschutzvorschriften nur mangelhaft umgesetzt waren. Kik war Hauptkunde bei Ali Enterprises und kannte den Zustand der Fabrik. Als Hauptkunde hätte Kik Einfluss hinsichtlich der Verbesserung des Arbeitsschutzes ausüben können. Somit konnte Kik eine klare Verantwortung zugewiesen werden. Dies war die rechtliche Grundlage für die Klage auf Schadensersatz. Dennoch kam es nicht zur Klärung der Sachlage, da nach pakistanischem Recht verhandelt wurde und der Fall verjährte. Die Aufklärung des Falls ist somit an einer rechtlichen Formalität gescheitert. Die Grenzen des Rechts in einer globalisierten Weltwirtschaft werden in diesem Fall sehr deutlich. Der Kik-Prozess ist aber auch ein tolles Beispiel transnationaler Kooperation.

Ganz konkret hätte ein Lieferkettengesetz, das eine zivilrechtliche Klagemöglichkeit vorsieht, hier einen großen Unterschied bewirken können. Denn nach deutschem Recht ist die Verjährungsfrist länger. Miriam Saage-Maaß‘ Einschätzung ist, dass die Kläger*innen eine Chance gehabt hätten, wäre weiterverhandelt worden. Im Fall von Corona ist ein wichtiger Aspekt, dass ein Lieferkettengesetz ihrer Einschätzung nach präventiv gewirkt hätte: In Krisensituationen brauchen Menschen Absicherung, sonst sind sie vulnerabel. Unter einem Lieferkettengesetz würden die einkaufenden Unternehmen Einfluss darauf nehmen, dass der Zulieferer in die soziale Sicherung seiner Arbeitnehmer*innen einbezahlt. Man stelle sich vor, dies wäre seit 10 Jahren geschehen…

Der Vortrag enthielt noch viele weitere interessante Informationen und es folgte eine angeregte Diskussion.

Warum ein sogenanntes Lieferkettengesetz notwendig ist und was es bewirken kann, kann man im Kommentar „Warum ein Lieferkettengesetz?“ lesen.

Medico international hat alle Informationen zum Kik-Prozess zusammengetragen.

Medico international hat ebenfalls Informationen zum Verfahren gegen den Zertifizierer RINA, der Ali Enterprises einen hohen Sicherheitsstandard zertifizierte, aufbereitet.

Dokumentarfilm “Discount Workers”: Eine von der Rosa-Luxemburg-Stiftung finanzierte Zusammenarbeit zwischen Christopher Patz und dem pakistanischen Regisseur Ammar Aziz. Der Film zeigt die enormen Anstrengungen und die Verzweiflung der Hinterbliebenen in ihrem Kampf für Gerechtigkeit und Anerkennung in Ermangelung solcher rechtlichen Instrumente. Eine Online-Filmvorführung und Diskussion haben in Kooperation mit der Fairstrickt und weiteren stattgefunden.

[1] https://www.rechteasy.at/wiki/karl-marx/ (2.10.2020)

Corona und Vereinsarbeit

Wie hat Corona die Arbeit der Initiativen und Vereine verändert? Welche Potenziale wurden dadurch angestoßen?

Diesem Austausch ging ein Gedankenanstoß aus einer Veröffentlichung von Ulrich Brand hervor: Post-Wachstum und Gegen-Hegemonie. Klimastreiks und Alternativen zur imperialen Lebensweise. Mit einem Beitrag zur Corona-Krise. VSA-Verlag Hamburg 2020. Hier nur ein Zitat aus einer Reihe inspirierender und aufweckender Aussagen:

Was kann heute getan werden, damit gesellschaftliches Leben, Arbeit, soziale Institutionen und Infrastrukturen, Demokratie und das Verhältnis zwischen Gesellschaft und Natur dauerhaft zukunftsfähig werden? Wie kann die gesellschaftliche Öffnung, die in der Krise plötzlich bisher Undenkbares möglich macht, genutzt werden, um für eine gerechtere, demokratischere, aber vor allem für eine Gesellschaft zu streiten, die auch künftigen Generationen ein erfülltes Leben auf unserem Planeten ermöglicht?“ (Brand 2020, 8)

Corona hat zunächst viele ausgebremst und für fast alle eine Auseinandersetzung mit dem Digitalen nötig gemacht, was auch eine technische Herausforderung war. Die Erfahrungen waren durchaus unterschiedlich. Manche konnten durch Online-Formate neue Zuhörer gewinnen und stellten fest, dass eine Vernetzung über das Internet möglich ist. Eine Teilnehmerin berichtete davon, dass diese Art der Kommunikation mühsam war und es mit der Zeit weniger Zuhörer wurden. Die Frage nach der Qualität der Kommunikation wurde gestellt und in Frage gestellt.

Auch die Einstellungen variierten von einer großen Offenheit gegenüber dem Digitalen über den Wunsch, es als Hilfe zu betrachten und das Analoge zu stärken bis hin zu einer Infragestellung der Nichtkritik an den Anbietern unserer digitalen Kommunikation und der Frage nach den Gewinnern der Krise (z.B. Jeff Bezos).

Die Arbeitsgemeinschaft Lebensstil und Solidarität im Bürgerprojekt Zukunft hat in Zusammenarbeit mit dem ITZ eine Stadtzeitung beim Löwen eingerichtet. Es handelt sich um einen analogen Gegenentwurf zu den online-Foren. Der Weltladen machte die Erfahrung, dass mehr Leute in den Laden kommen und redselig sind. Einige machten die Erfahrung von Solidarität. Es wurde festgestellt, dass Corona die Menschen für die Abhängigkeiten in den Lieferketten sensibilisiert hat. Gleichzeitig seien Corona-Themen sehr dominant und überlagerten andere wichtiger(e) Themen.

Vortrag von Elena Muguruza, eine Welt-Fachpromotorin für fairen Handel, über Extraktivismus

Elena Muguruza ist seit 2011 FairHandelsBeraterin und Eine Welt-Fachpromotorin für Fairen Handel beim Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg, DEAB. In Peru geboren, Studium der Rechtswissenschaften, seit 1993 in Deutschland, zwischen 2006 und 2011 Koordinatorin der Kampagne „Bergwerk Peru – Reichtum geht, Armut bleibt“ zum Thema Bergbauproblematik in Peru im Auftrag der Informationsstelle Peru, Trainerin für die Landesanalyse Peru in der Akademie für Internationale Zusammenarbeit der GIZ in Bonn.

Der Bergbau ist ein sehr kompliziertes Thema, das nicht bloß schwarz-weiß betrachtet werden kann. Mit viel Herzblut zeigte Elena Muguruza den Zusammenhang auf zwischen Rohstoffabbau und Entwicklung und Armut: Die Entwicklung des Landes ist eng verknüpft mit der Nachfrage nach Bodenschätzen. Seit 2001 verzeichnet Peru stetig eine stabile wirtschaftliche Entwicklung. Diese beruht auf dem Abbau von metallischen Rohstoffen. Jedoch sind die Regionen, die reich an Rohstoffen sind, am meisten von Armut betroffen. Trotz des intensiven Abbaus von Metallen, bleibt als zentrales Problem, dass 70% der erwerbstätigen Bevölkerung keine soziale Absicherung haben. Corona trifft diesen Teil der Bevölkerung nun umso härter.

Die Nachfrage nach Kupfer ist größer geworden. Peru ist der Hauptlieferant von Kupfer für Deutschland. Das Rohstoffpartnerschaftsabkommen zwischen den beiden Ländern wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt, trotz Forderungen der Zivilgesellschaft nach einer Beteiligung an den Verhandlungen, und im Juli 2014 unterzeichnet. Elena Muguruza kritisierte, dass das Abkommen keine zufriedenstellenden Klauseln zu Umweltschutz und Menschenrechten enthalte.

Die Rohstoffe dienen unserem Wohlstand und Fortschritt. Wir verlagern den Abbau jedoch in andere Weltgegenden – mit welchen Konsequenzen? Das zeigt der Kurzfilm „Wenn der Napf ein Peruaner wär…“ sehr eindeutig. Für die Menschen und die Umwelt hat der Rohstoffabbau in Peru verheerende Folgen. Viele Bauerndorfgemeinschaften sind von ihm betroffen, er führt unter anderem dazu, dass die Menschen kein sauberes Trinkwasser mehr haben, soziale Proteste gegen den Bergbau werden kriminalisiert. Teilnehmer*innen wiesen darauf hin, dass der Bergbau in Deutschland, damals im Ruhrgebiet und auch heute, zu vielen Problemen führt(e). Beispielsweise wird unweit von Tübingen Tagebau am Plettenberg für die Zementherstellung betrieben.

Elena Muguruza berichtete aber auch von mutigem, wirkungsvollem Widerstand und alternativen Einnahmequellen – z.B. biologisch angebauter Kaffee. Ohne die Bevölkerung und die sozialen Bewegungen der andinen Kultur würde Peru sich immer noch in absolut kolonialen Strukturen befinden, sagte sie. Die Menschen dort entwickelten das Konzept des Buen Vivir, ein Lebens- und Gesellschaftsentwurf der andinen Kultur. Sie entwickelten Utopien, die ihnen halfen, sich gegen den Bergbau zu wehren. Für die andine Kultur hängt in der Gesellschaft und Umwelt alles mit allem zusammen und voneinander ab. Solidarität und Umweltschutz sind Grundlagen des Lebens. Dabei geht es nicht um Verzicht, sondern darum, Prioritäten zu setzen. Sie möchten das Leben genießen und von der Natur profitieren.

In der Cajamarca protestierten die Menschen gegen die Erweiterung der Goldmine Yanacocha. Sie sind erfolgreich, bis jetzt ist die Erweiterung gestoppt. Als eine Form des Protests versammeln sich die Bäuerinnen und Bauern mit einer Flasche schmutzigem und einer Flasche sauberem Wasser und sagen: Das schmutzige ist von der Mine und das saubere ist, was wir möchten. Wasser ist wertvoller als Gold!

Zum Schluss gab Elena Muguruza uns ein Zitat von Bischof Hélder Cámara aus Brasilien mit: „Gerecht wird die Welt von morgen sein oder sie wird nicht sein!“ Ungerechtigkeit zerstöre unsere Welt und nach Corona sei ihr klar geworden: Entweder ist ein gutes Leben für alle oder kein gutes Leben für niemanden möglich. Daher müssten wir für uns und unsere Kinder etwas ändern. Deutschland und die Industrieländer trügen eine Verantwortung. „Es geht um uns, unsere Rechte, die jungen Leute. Und deswegen bleibe ich dabei: Fair statt mehr.“ (Das ist das Motto der diesjährigen fairen Woche.)

Bergbau in Peru | (c)Archiv der Informationsstelle Peru

Die Goldmine Yanacocha im peruanischen Departement Cajamarca | (c)Archiv der Informationsstelle Peru

Die Erde ist unsere Mutter. Sie lässt sich nicht verkaufen | (c)Archiv der Informationsstelle Peru

Weitere Infos:

Die

Die Präsentation zum Vortrag kann hier runtergeladen werden. Die Präsentation ist nicht zur Veröffentlichung bestimmt. Aufgrund von Bildrechten wurden einige Bilder aus der Präsentation entfernt.

Der Kurzfilm „Wenn der Napf ein Peruaner wär…“ ist von Corina Schwingruber Ilic, 2010, und wurde von der Konzernverantwortungsinitiative, Brot für alle und Fastenoper in Zusammenarbeit mit „Partner sein“ gefördert. Es gibt auch ein Fact Sheet zum Goldabbau Peru-Schweiz als Hintergrund zum Kurzfilm.

Bergbau in Peru:

Informationsstelle Peru e.V.

Kampagne „Bergwerk Peru – Reichtum geht, Armut bleibt“

Tagebau am Plettenberg: Flyer von attac Tübingen-Reutlingen

Ergebnisse der Arbeitsgruppen

Da wir auch gemeinsam mit allen Teilnehmer*innen neue Projektideen entwickeln wollten, hatten wir zwei Arbeitsgruppen vorbereitet. Spontane Arbeitsgruppen waren ebenso willkommen, haben sich aber nicht gebildet.

AG Solidarische Stadtgesellschaft

Was hat das alles mit Tübingen zu tun? Wie stellen wir uns eine solidarische Stadtgesellschaft vor? Wie können wir hier vor Ort solidarisch mit dem Globalen Süden sein? Wie müssen wir uns organisieren? Wo gibt es momentan strategisch gute Handlungsmöglichkeiten?

Es wurde über viele Themen gesprochen. Ein gemeinsames Anliegen war, dass politisch Aktive/Engagierte besser vernetzt sind. Überlegt wurde, dafür eine moderierte Online-Plattform einzurichten. Bis jetzt fehlt eine solche Plattform, auf der man sich über laufende Projekte informieren und vernetzen kann.

AG Aktion Lieferkettengesetz

Das Lieferkettengesetz muss nachhaltig umgesetzt werden! Dazu braucht es den Druck der Zivilgesellschaft. Im Oktober/November werden wir unsere Forderungen an die deutsche EU-Ratspräsidentschaft in einer gemeinsamen Aktion auf die Straße bringen.

Zwei Ergebnisse:

Aktion: Foto-Aktion der Initiative Lieferkettengesetz mit dem symbolischen gesetzlichen Rahmen: Die Öffentlichkeit wird informiert und aufgefordert, sich in dem symbolischen gesetzlichen Rahmen fotografieren zu lassen. Die Fotos sollen anschließend auf Social Media verbreitet werden.

Zeitgleich soll ein Banner vom Stiftskirchenturm hängen, das die Einhaltung von Menschenrechten fordert.

Wie die Aktion verlaufen ist und wie ihr euch einsetzen könnt, findet ihr hier.

Mail an Politiker: Zusammen mit evangelischen und katholischen Amtsträgern und Pfarrern wird eine Mail an regionale CDU-Politiker*innen verfasst, mit der Bitte, sich bei Wirtschaftsminister Altmaier für ein wirksames Lieferkettengesetz einzusetzen.

Die Ergebnisse:

Ein Brief wurde gemeinsam von FAIRstrickt und fünf Pfarrer*innen aus dem Kreis Tübingen an Frau Staatsministerin Annette Widmann-Mauz, MdB, geschickt. In dem Brief wird Sie gebeten, einen Brief an ihren Parteifreund, Wirtschaftsminister Peter Altmaier, zu schreiben und ihn darin zu bitten, beim Thema Lieferkettengesetz mehr auf seine christlich-ethischen Überzeugungen – und auch auf die Argumente zahlreicher Parteifreunde – als auf die Wirtschaftsverbände zu hören.

Unterzeichnende Pfarrer*innen:

Beate Schröder, evangelische Pfarrerin Tübingen, Klinikseelsorge

Christoph Wiborg, evangelischer Pfarrer Tübingen

Harry Waßmann, evangelischer Pfarrer i.R. Tübingen

Michael Seibt, evangelischer Pfarrer Tübingen

Pfarrer Wolfgang Herrmann, Betriebsseelsorger in der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Annette Widmann-Mauz reagierte sehr schnell und versicherte in ihrem Schreiben, „dass Sie mich bei dem Anliegen zur Einführung eines Lieferketten-bzw. Sorgfaltspflichtengesetzes, auch weiterhin auf Ihrer Seite wissen können“.

Weitere Politiker, die von uns angeschrieben wurden:

Landrat Joachim Walter

Rottenburgs OB und CDU-Kreisvorsitzender Stephan Neher

Regierungspräsident Klaus Tappeser

Des Weiteren haben folgende von uns angeschriebene kirchliche Vertreter versichert, sich mit einem eigenen Brief an CDU-Politiker zu wenden:

Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh,

Bernward Hecke, katholischer Stadtdiakon Tübingen

Dr. med. Gisela Schneider, Direktorin des Difäm – Deutsches Institut für Ärztliche Mission e.V.

Sehr erfreulich ist auch, dass Oberbürgermeister Boris Palmer in diesem Zusammenhang auch einen Brief an Wirtschaftsminister Altmaier geschrieben hat.

In Tübingen ist das Bündnis für ein Lieferkettengesetz damit sehr breit:

Alle vier Bundestagsabgeordneten (Annette Widmann-Mauz, CDU, Martin Rosemann, SPD, Chris Kühn, B90/Grüne, und Heike Hänsel, Linke), Oberbürgermeister Boris Palmer, das Difäm, die katholische Gesamtkirchengemeinde sowie die fünf Pfarrer*innen Beate Schröder, Christoph Wiborg, Harry Waßmann, Michael Seibt und Betriebsseelsorger Wolfgang Herrmann setzen sich für ein wirksames Lieferkettengesetz ein. Unterstützer sind zudem die IG Metall und ver.di sowie zahlreiche Unternehmen von Ritter Sport bis Vaude.

Am 22. Oktober wendete sich IHK-Präsident Christian O. Erbe im Tagblatt gegen aktuelle Initiativen für ein Lieferkettengesetz und Firmenstrafrecht: “Das Ansinnen des Lieferkettengesetzes, sagt der IHK-Präsident, liege also im ureigenen Interesse des Unternehmers, brauche aber keine verpflichtende Regelung. Die Politik solle die Wirtschaft unterstützen, anstatt sie weiter zu belasten: „Unternehmen brauchen aktuell ihre gesamte Kraft in innovativer Richtung.” Zum Nachlesen: Position von IHK-Präsident Christian O. Erbe und Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages.

Das FAIRstrickt-Bündnis hat mit einem Leserbrief auf diese Aussage reagiert. Unser Schreiben wurde am 26. Oktober im Tagblatt (und weiteren Medien) abgedruckt:

Wirtschaft Gegen das Lieferkettengesetz, noch dazu in Coronazeiten, sprach sich IHK-Präsident Erbe aus. Tübinger Aktive widersprechen.

Gegen ein mögliches Lieferketten-Gesetz sprach sich jüngst IHK-Präsident Christian O. Erbe aus: Für viele Unternehmen, noch dazu in der Corona-Krise, sei das eine unzumutbare Belastung, so Erbe. „Wie kann der Kleinunternehmer in Albstadt den Zulieferer seines Zulieferers tausende Kilometer entfernt kontrollieren, geschweige denn für ihn haften?”

Hanna Smitmans, Koordinatorin des Tübinger Fair-Handels-Netzwerk Fair-Strickt antwortet nun: „Deutsche Maschinen- und Autobauer sind längst in der Lage, die Qualität von Teilen in der gesamten Lieferkette akribisch zu kontrollieren.” Bringe ein Zulieferer die verlangten Qualitätsstandards nicht, fliege er raus. „Warum”, so Smitmans, „sollte diese Kontrolle nicht auch beim Thema Arbeitsbedingungen und Sicherheitsstandards funktionieren?” Laut aktuellen Entwürfen solle das Gesetz ohnehin erst für Unternehmen ab 500 Beschäftigte gelten. Zudem hätten innovative Firmen wie iPoint-Systems in Reutlingen längst Internet-basierte Lösungen zur Erfassung von Lieferketten entwickelt.

Das Bündnis für ein Lieferkettengesetz sei breit, so Smitmans: Es wollten alle vier Tübinger Bundestagsabgeordneten (Annette Widmann-Mauz, CDU, Martin Rosemann, SPD, Chris Kühn, B90/Grüne, und Heike Hänsel, Linke) ein wirksames Gesetz, genau wie Oberbürgermeister Boris Palmer, das Difäm, die katholische Gesamtkirchengemeinde sowie die fünf Pfarrer*innen Beate Schröder, Christoph Wiborg, Harry Waßmann, Michael Seibt und Betriebsseelsorger Wolfgang Herrmann. Unterstützer seien zudem die IG Metall und Verdi sowie zahlreiche Unternehmen von Ritter Sport bis Vaude.“

Bildergalerie

Vortrag von Miriam Saage-Maaß

Vortrag von Miriam Saage-Maaß

Vortrag von Elena Muguruza

AG Lieferkettengesetz

AG Solidarische Stadtgesellschaft

Zum Einstieg leitete das EPiZ den Kugellager-Austausch an: Das sind zwei der Fragen, über die sich die Teilnehmer*innen austauschten.

Alle Bilder von FAIRstrickt.